Karin Faustmann und Ines Trawinski sind Schwestern. Seit dem Jahre 2001 betreiben sie gemeinsam ein Geschäft für Pokale, Sport- und Ehrenpreise in Tempelhof. Ein einzelner Pokal im Arm eines Siegers, das Bild ist uns vertraut. Ein großer Ladenraum gefüllt mit Trophäen in vielen Größen, Farben und Formen ist etwas ganz Besonderes, ein echter Hingucker. Die Schwestern waren nicht immer Geschäftsfrauen. Erfahrungen, Wissen und Kenntnisse haben sie in ganz unterschiedlichen Bereichen gewonnen. Es ist eine Lebensgeschichte, die Karin Faustmann uns erzählt.
Es ist auch eine Familiengeschichte.
Es funkelt. Es glitzert. Goldene Pokale und silberne Ehrenpreise, auf Regalen und Präsentationsflächen liebevoll arrangiert, warten auf Sieger. "Ich bin oft mit dem Staubtuch unterwegs. Wenn ich mit dem letzten Regal fertig bin, kann ich eigentlich vorne schon wieder anfangen", lacht Karin Faustmann.
"Mein Handlungsgebiet", so nenne ich Marienfelde und Tempelhof. In Marienfelde bin ich geboren worden und zur Schule gegangen. Hier habe ich Sport gemacht und auf dem Ponyhof Lange reiten gelernt und Pferde gestriegelt. Jetzt haben wir unser Geschäft in der Ringbahnstraße. In Wilmersdorf wohne ich nur. Nach der Schule begann Karin Faustmann eine kaufmännische Lehre, die sie durch einen langen Krankenhausaufenthalt abbrechen musste. Die ersten Weichen für ihre spätere Geschäftstätigkeit wurden gestellt, als sie das Gravieren von Schildern und Werbeträgern erlernte. Indem kleinen Betrieb blieb sie zwei Jahre. "Ich verdiente dort gut. Ich war siebzehn und bekam 1000 DM. Das war viel Geld zu der Zeit. Damals setzte man noch die einzelnen Buchstaben nach den Wünschen der Kunden per Hand. Heute macht das mein PC. Er ist mein bester Kollege, sage ich immer."
Die junge Karin wollte andere Berufserfahrungen sammeln und bewarb sich bei Tchibo. "Leute bedienen und beraten, Kundenkontakt, das ist mein Ding. Das macht mir Freude. " Sie arbeitete in verschiedenen Filialen, machte Vertretungen in mehreren Bezirken, schätzte die betriebsinternen Weiterbildungen und ihre Chefin. "Sie war die beste Chefin der Welt." Die viele Arbeit bei Tchibo wurde nicht gut bezahlt. Daran konnte auch die Chefin nichts ändern. Karin Faustmann schaute sich um. Die Berliner Bank suchte Leute zum Anlernen in der Mikroverfilmung. Karin bewarb sich
und wurde eingestellt. "Ich blieb acht Jahre bei der Berliner Bank. Die Arbeit hat Spaß gemacht. Ich hatte aber nichts mehr mit Kunden zu tun. Ich dachte immer, ich müsste mich daran gewöhnen können. Aber so war es nicht."
"Eine westdeutsche Firma suchte für ihren EDV-Bereich Mitarbeiter für die Mikroverfilmung. Versprochen wurde auch Arbeit in der Anwenderberatung. Ich erhoffte mir Kundenkontakt und bewarb mich. Etwa sieben Jahre habe ich bei der Firma gearbeitet. Dem Kunden kam ich dort nicht näher." Nach dem Mauerfall zog der Betrieb in die Storkower Straße. Damit veränderte sich die Struktur des Unternehmens. Der bisherige Geschäftsstellenleiter machte sich mit einer EDV-Firma selbständig und Karin Faust-mann folgte ihm nach reiflicher Überlegung. Dass sie nach anderthalb Jahren als eine der ersten die Kündigung bekam, damit konnte sie nicht rechnen. Es war die Zeit, als die Krankenkassen von den Krankenscheinheften auf die Chipkarte umstellten. Diese Aufträge fehlten der Firma nun. "Ich sah selbst, dass die Auftragslage ernst war. Die Kündigung konnte ich trotzdem nicht richtig realisieren.
Ich war wütend, enttäuscht und fertig. Ich hatte seit meinem siebzehnten Lebensjahr immer gearbeitet. Ich fiel in ein ganz tiefes Loch."
Die jüngste Schwester Ines las ihr schließlich eine Stellenanzeige aus der Zeitung vor. Ein Hotel in der Dominikanischen Republik suchte Leute für die Rezeption. "Lass uns da mal nachfragen." Ein wenig Überzeugungsarbeit der kleinen Schwester brauchte es. Wenig später landeten die beiden in der paradiesischen Karibik. Eine schöne Arbeit, ein tolles Appartement und Menschen unterschiedlichster Nationalitäten belohnten ihren Mut. Sieben Monate später kehrten sie zurück. "Unser Vater verstarb ganz unerwartet. Die Mutter machte sich danach so viele Sorgen und Gedanken um uns. Wir mussten einfach wieder nach Berlin."
Zurück in Berlin, meldete sich Karin Faustmann arbeitslos. Ines, die vor ihrem gemeinsamen Abenteuer Karibik bereits viele Jahre als Buchhalterin in einem Steuerbüro gearbeitet hatte, nahm ihren alten Arbeitsplatz, wie zuvor abgesprochen, wieder ein. Sie hatte es einfacher. Die Arbeitssuche in den neunziger Jahren war ähnlich spannend, wie wir es von heute kennen. "Eine Saunabekanntschaft vermittelte mir eine "geringfügige Beschäftigung" in dem Geschäft, das sie mit ihrem Ehemannbetrieb - einem Laden für Sport- und Ehrenpreise in Neukölln. Ich konnte wieder gravieren. Zugleich lernte ich viel über diese Branche. Aber ich wollte natürlich nicht nur eine Nebenbeschäftigung." Sie suchte Arbeit, fand dubiose Angebote im Callcenter, in der Versicherungsbranche und anderen Unternehmen, die eines gemeinsam hatten. Sie zahlten schlecht. "Beim Arbeitsamt habe ich der Sachbearbeiterin erklärt, "veräppeln" könnte ich mich alleine." Das Arbeitsamt überraschte Karin Faustmann mit einer dieser rätselhaften ABM-Stellen, die sie natürlich annahm. Ihre Nebenbeschäftigung behielt sie bei. Das führte sie wieder zu einer richtigen Arbeit. Im Trophäenladen brauchten sie einen Mitarbeiter für den Verkauf. "Ich habe erst gedacht, das kann ich nicht. Das ist ein umfangreiches Gebiet mit ganz speziellen Kenntnissen. Aber es hat richtig Spaß gemacht. Ich konnte wieder mit Kunden arbeiten und lernte alle Bereiche dieses Metiers kennen. Es war spannend."
Über zwei Jahre sammelte Karin Faustmann Erfahrungen in der Trophäenbranche. "Als der Chef krank wurde und starb, gingen die Streitereien um den Laden los. Mir war das Ganze zu undurchsichtig. Da wollte ich nicht mitmachen." Es war ihre jüngste Schwester Ines, die eine Idee für die berufliche Zukunft hatte. "Wollen wir uns nicht selbständig machen?" fragte sie. "Ich mache die Buchhaltung und das Büro und du den Einkauf, Verkauf, Kundenbetreuung und die Gravuren. Wir eröffnen unser eigenes Geschäft für Pokale und Ehrenpreise."
Das war die Geburtsstunde von ‚Inkapokale'. ‚Inka' ist die Verschmelzung der Namen Ines und Karin. Das Logo des Unternehmens enthält die Sternzeichen der beiden Schwestern den Stier und den Löwen. Die aztekische Sonne überstrahlt das Ganze mit ihrer positiven Energie. Wen wundert es, dass das Geschäft in Tempelhof eröffnet wurde? Es ist Karin Faustmanns "Handlungsgebiet". Wie hier gehandelt wird, verrät jedes Detail im sorgfältig und mit Liebe dekorierten Laden. "Ohne meinen Lebenspartner Peter, der einen Großteil der Hausarbeit übernommen hat, seit wir das Geschäft haben, könnte ich gar nicht soviel Zeit investieren. Er sorgt für unsere Siamkatzen Chica und Clowis, die das sehr zu schätzen wissen. Meine ganze Familie hilft mir. Wir sind neun Geschwister. Sie springen ein, wenn es nötig ist. Wo gibt es das schon noch?"
Vielen Dank, Karin Faustmann, für das Gespräch und die interessanten Informationen. Wir wünschen Ihnen, Ihrer Schwester, ja der ganzen Familie viel Glück und Erfolg.
Claudia Niessen
Quellangaben: Claudia Niessen, tempelhofer journal 1/2006
Am 27.05.2006 ist meine jüngste Schwester und Geschäftspartnerin viel zu früh, im Alter von 36 Jahren von uns gegangen. Sie hat gekämpft aber der Krebs war stärker als SIE !! Wir alle vermissen sie unendlich und werden nie aufhören an unsere Ini zu denken. Und immer bewahrheitet sich der Satz: Lebe immer als wäre es Dein letzter Tag, zu schnell ist das Leben zu ENDE.
In Liebe Deine Familie und Freunde.
Mögest du dort wo du jetzt bist, glücklich, zufrieden und ohne Sorgen sein!!!